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Von Gamma Ray bis Radio Paranoid - Interview mit Uwe Wessel

"All we hear is radio gaga ..."Jeder kennt diesen Klassiker der legendären Gruppe Queen und jeder kennt das Medium, das Freddie Mercury und seine Mitstreiter besungen haben. Doch das klassische Radio hat in den letzten Jahren eine erhebliche Wandlung durchmachen müssen. Natürlich gibt es noch jede Menge traditioneller Radiosender, doch das Internet hat unglaublich viele Sender hervorgebracht, die jeden Geschmack abdecken. Im folgenden Interview beschäftigt sich das Streetcleaner Magazin mit dem Internet-Radiosender Radio-Paranoid, der sich auf die Stilrichtungen Rock, Metal und Gothic spezialisiert hat. Chef des Senders ist kein Geringerer als Uwe Wessel, den viele Metalfans noch als Bassist von Gamma Ray kennen dürften. Und mit Fragen zu dieser Band wollen wir nun auch beginnen, bevor wir uns chronologisch zur Gegenwart und Radio-Paranoid vorarbeiten...

Hallo Uwe, fangen wir mal in der Vergangenheit an, aber keine Angst ... wir starten nicht bei Adam und Eva und auch nicht bei den Dinosauriern (lach). Viele Fans kennen Dich als ehemaligen Bassisten von Gamma Ray. Warum bist Du damals bei der Band ausgestiegen?

Hi Wolfgang. Um dich gleich zu enttäuschen *lach* Ich wurde gegangen und bin nicht ausgestiegen. Ich bin damals mit einem Kumpel, der mich gefahren hat, und Alex (ex Drummer von "Thunderhead") nach Hamburg gefahren und wollte zu Kai und Dirk. Wir waren in einem italienischen Restaurant und haben uns dort getroffen.

Du musst wissen...ich war damals schon als Einziger von uns Vater von 2 Kindern (mein Sohn wurde gerade geboren) und die anderen alle Singles. Mir wurde vorgeworfen, dass ich zu wenig Energie auf das Studio - welches sich gerade im Aufbau befand - in Hamburg verwenden würde. Da gab ich denen bedingt Recht. Meine Meinung war aber, dass ich wohl nach Hamburg ziehen müsste, um denen gerecht zu werden. Kai gab mir insofern mehr oder weniger Recht und meinte in etwa "dann bleib in der Band, aber du bekommst dann keine Anteile am Studio". Dirk sah seine Chance gekommen (wir verstanden uns damals nicht so gut, da er immer schon meinen Job als Bassisten haben wollte) und stellte Kai vor die Wahl: "Entweder Uwe geht oder ich verlasse die Band"! Da Kai sehr gut mit Dirk befreundet war und wohl heute noch ist, musste ich die Band verlassen. Zudem war mein Kumpel Uli (Kusch) kurz zuvor bei Gamma Ray ausgestiegen, und ich stand so ziemlich alleine da (und Ralf war nicht anwesend).

Welche Erinnerungen hast Du an diese Zeit? War damals vieles besser als heute? Und gab es spezielle Ereignisse, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Das ist eine Frage, die Bücher füllen könnte *lacht*. Vieles war besser, da damals die Fans noch die Platten (Vinyl) oder auch CDs & Merchandise kauften und wir kurzum von der Musik leben konnten.

Spezielle Ereignisse sind so zahlreich, dass es hier den Rahmen sprengen würde. Aber erwähnt werden sollte wohl auf jeden Fall die Videoaufnahmen der "Heading For The East" während der ersten Tour in Japan in Tokio. Das war schon sehr geil.

Hast Du heute noch Kontakt zu Kai und den Jungs?

Jain.

Was hast Du nach dem Ausstieg von Gamma Ray gemacht?

Vieles. Zum Beispiel eigene Bandprojekte, die echt geil waren, aber da Grunge den "Hard-Rock" gekillt hatte, damals ohne Plattenvertrag.

Dann als Aushilfe auf Touren bei Bands wie "Coracko" (inkl. Peter Szigeti/ex Warlcock und Stefan, jetzt Sänger von Mono Inc.), sowie "Paragon", einer bekannten Metal-Band aus Hamburg.

Danach entschloss ich mich hinter der Bühne als Booker und Konzertveranstalter zu arbeiten und das einige Jahre lang zusammen mit einem guten Freund. Die Musik war als immer Teil meines Lebens. Letztendlich schloss ich mich einer Band mit Namen "Gothic Fate" an, reiner Power Metal aus Hamburg. Nach einigen Gigs und Aufnahmen einer CD fing meine Krankheit an und ich musste leider die Band aufgeben, ebenso wie meinen Booker-Job.

Wann wurde Radio-Paranoid gegründet? Und warst Du der alleinige Gründer oder bist Du erst im Laufe der Zeit zum Chef aufgestiegen?

Nachdem ich Musik und Job aufgeben musste, habe ich mir überlegt, in welchen Rahmen ich noch weiterhin mit der Musik weitermachen könnte. Irgendwann fiel mir dann ein, ein Radio zu gründen.

Dies tat ich mit 2 Freunden, aber es stellte sich nach ca. einem halben Jahr heraus, dass wir unterschiedliche Ansichten hatten. Von daher übernahm ich dann gegen Ende 2006 "Radio-Paranoid".

Und seitdem müssen sich meine Kollegen und Mitmoderatoren mit mir als "Cheffe" abfinden! *lach*

Wie funktioniert so eine Internet-Radio Gründung? Ist das sehr kompliziert? Auf was muss man besonders achten?

Gute Frage. Zuerst (wenn man korrekt vorgehen will) wendet man sich an die GEMA und GVL. Die geben dann weiter Auskunft (und an die darfst du dann auch zukünftig zahlen).

Dann suchst du dir einen Streamanbieter, über den du dich einloggen und dann senden kannst. Da wir es gut machen wollten, haben wir uns auch noch einen professionellen Partner in Sachen "Homepage" gesucht, der ebenfalls kostet (inklusive Webmaster). Hinzu kommt ein Forum (auch nicht umsonst), ein Chat (werbefrei, was abermals kostet) usw.

Zudem brauchst du als Moderator (außer Talent und reichlich Mucke) noch einiges an technischen Vorraussetzungen. Aber das würde hier jetzt zu weit führen...

Wie finanziert sich Radio-Paranoid?

Anfangs - mit meinen 2 Freunden - alleine bezahlt. Dann haben wir es (wie die meisten Webradios) eingeführt, dass jeder Moderator einen kleinen monatlichen Beitrag quasi als Spende beiträgt. Die Spenden tragen derzeit im Monat in etwa 60 % der Kosten. Bitte nicht das Wort "Unkosten" nehmen...als gelernter Kaufmann gibt es nur Kosten und keine "Unkosten"! *lach*

Ist das eigentlich Dein Hauptberuf? Kann man gut davon leben?

Nein, um Gottes Willen! Es ist ein bezahltes Hobby und natürlich können wir davon nicht leben! Schön wäre es! ;-)

Wie sieht es mit Deinen Mitarbeitern aus? Machen die das ehrenamtlich oder nebenberuflich oder hauptberuflich?

Alles ehrenamtlich und als Hobby! Aber wir sind eine "big Family", kannste gerne mal nachfragen! ;-)

Wenn ein Fan bei Deinem Team mitarbeiten möchte – was sollte er mitbringen und was muss er tun?

Dann sollte er mich anschreiben unter meiner email addy "rock_live@radio-paranoid.net" und da bekommt er dann eine ausführliche Antwort.

Muss ein potentieller Interessent in Hamburg wohnen oder ist die Mitarbeit auch bundesweit möglich?

Nein! Unsere Moderatoren sind bundesweit zerstreut. Bis vor kurzen hatten wir auch einen DJ aus Österreich.

Wer sucht bei Radio-Paranoid die Songs aus? Du allein oder das gesamte Team?

Ganz einfach. Derjenige Moderator, der gerade sendet sucht aus. Wir sind ein Team.

Wie sieht ein typischer Tag im Arbeitsleben eines RJ aus?

Och Gott. Nehmen wir mich als Beispiel. Ich sende in der Regel 1x die Woche. Dann setze ich mich hin und lasse mich inspirieren... Das kann länger dauern, oder auch nicht. Lange dauert es, wenn du z.B. ein Bandspecial hast, inklusive Interview etc. Es ist sehr unterschiedlich. Ich als Cheffe bin aber eigentlich täglich mit dem Radio beschäftigt, um hier und da Promotion zu machen, den Sendeplan zu erstellen, oder was auch immer.

Wenn Dir heute ein Fan sagt, dass er auch gerne ein Internet-Radio gründen möchte – würdest Du ihm dazu raten oder eher abraten (zumal man ja bestimmt auch ein gewisses Eigenkapital braucht)?

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe, kostet es im Normalfall. Es sei denn, du willst es "professionell" betreiben, inklusive Werbung auf deiner Seite usw. Ansonsten kann ich es jedem empfehlen, warum nicht? Nur das erste halbe Jahr sollte man nicht zu ernst nehmen und als "learning by doing" ansehen.

Gegen Ende noch zwei bis drei allgemeine Fragen. Hamburg hatte früher einige Metalbands herausgebracht, die selbst heutzutage noch aktiv und erfolgreich sind (z.B. Helloween, Running Wild und natürlich Gamma Ray). Wie sieht es derzeit in Eurer Hansestadt aus? Ist da ein vielversprechender Nachwuchsact am Start, den Du besonders empfehlen möchtest?

Aber hallo! Ohrenfeindt zum Beispiel. Kietz-Rock'N'Roll! ;-)

(neue CD: Aufffe Fresse gibst umsonst)

Der Heavy Metal hat sich im Laufe der Zeit ja immer wieder verändert bzw. weiterentwickelt. Welche Zeit hat Dir am besten gefallen und wie beurteilst Du die Entwicklung allgemein?

Da könnte ich jetzt wieder Bücher schreiben. Aber um es kurz zu machen...mir tun die meisten heutigen Bands (außer z.B. Sabaton) leid. Es werden immer weniger Plattenverkäufe umgesetzt und selbst bekannte Bands können von ihrer Musik kaum oder gar nicht leben. Insofern waren die 80/90er Jahre schon geiler.

So, dann sind wir auch schon am Schluss angekommen. Möchtest Du den Lesern noch etwas mitteilen, das Dir auf der Seele liegt?

Jepp! Stay Rock & Metal! Und hört mal bei Radio-Paranoid (www.radio-paranoid.net) rein und besucht unseren Chat, der ist genial! Cheers! ;-)

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Radio-Paranoid.

 

Wolfgang Volk / STREETCLEANER Zine

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Interviews: Ultha, Kreuzfeuer: Spearhead vs. For Victory, Sabathan, Nocturnal Breed, Isole, Ophis, Stretta, Breed, Victim, Deinonychus, Death Comes In Waves, Phantom Winter, Sear Bliss

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